Stellen Sie sich weiterhin vor, dass Spurlock sich seinen Weg durch die „McDosen“ und „McTrockenfuttertüten“ frisst. Und jetzt – und das ist ein wichtiger Punkt – stellen Sie sich vor, dass Spurlock keine Zahnbürste hat und dass er auch nicht in der Lage ist, danach zu fragen; dass er also seine Zähne für die Zeit dieses einmonatigen Experiments nicht putzen kann. Und nun frage ich Sie: Wie würden Spurlocks Zähne und seine körperliche und geistige Verfassung wohl nach einem solch wahnwitzigen Experiment aussehen? Würden Allgemeinärzte, Zahnärzte oder das Gesundheitsamt diese in Dosen oder als Trockenpellets verabreichte Nahrung befürworten? Wäre es wirklich denkbar, dass Spurlock solche Dosen und Tüten bei seinem Hausarzt oder seinem Zahnarzt erwerben könnte?
Für die Mehrheit aller Haushunde (modifizierte Wölfe), Hauskatzen (modifizierte Wüsten-Raubtiere) und Frettchen (modifizierte Iltisse) stellt diese Dosen- bzw. Trockenfutterernährung die tägliche Realität dar. Spurlocks Arzt wies ihn an, die unnatürliche Ernährung innerhalb von 30 Tagen einzustellen, da er sich sonst umbringen würde. Veterinärmediziner auf der ganzen Welt hingegen bestärken Tierhalter darin, Dosen- und Trockennahrung zu füttern, und zwar täglich. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war selbst so ein Tierarzt.
Fünffach vergiftet
In den ersten 15 Jahren meiner Arbeit als Absolvent des Royal Veterinary College, University of London, war ich einer Meinung mit der konventionellen tierärztlichen Geisteshaltung. Ich riet meinen Klienten davon ab, Tiernahrung selbst zuzubereiten, weil sie, so nahm ich an, kaum in der Lage wären, die richtige Nährstoff-Balance zu finden. Rohes Fleisch, so erklärte ich, berge die Gefahr von Bakterien und Calciummangel. Und was die Knochen anging, so wusste schließlich jeder, dass die Zähne davon brechen konnten oder dass sie Verstopfungen verursachten. Und wer hatte je davon gehört, dass man Katzen Knochen füttern könnte? Die Hersteller hätten alle offenen Fragen beantwortet, versicherte ich meinen Klienten: „Die großen Unternehmen haben die wissenschaftlichen Kenntnisse und verfügen über die entsprechenden Mittel, um die beste Nahrung für Ihr Haustier herzustellen. Außerdem ist es für Sie viel praktischer.“Nachdem die Ernährungsfrage auf diese Weise unter den Teppich gekehrt war, konnte ich zu den wichtigeren Problemen zurückkehren, nämlich zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Schließlich war es das, was ich gelernt hatte und was meine Klienten von mir auch erwarteten – doch der Strom von Haustieren, die unter Haut-, Herz- Leber-, Darm-, Zahn-, Krebs- und anderen Erkrankungen litten, riss nicht ab.
Es schaudert mich, wie falsch ich damals gelegen habe! Ganz egal, wie verschieden meine Patienten in Größe, Art, Alter, Geschlecht und Rasse auch waren – was sie alle miteinander verband, war dasselbe minderwertige Futter, das sie bekamen. Sie alle wurden mit Dosen- oder Trockennahrung großgezogen, und fast ausnahmslos war das der Grund, aus dem sie meine Hilfe brauchten. Es ist wirklich so simpel und gleichzeitig so dramatisch. Und zwar aus folgenden Gründen:
Weiches Dosenfutter und Trockenfutter auf Getreidebasis kann die Zähne nicht reinigen. Im Gegenteil bleibt der Futterbrei an den Zähnen kleben, was die Bakterienkulturen im Zahnbelag fördert. Das Immunsystem nun – die zweite Verteidigungslinie des Körpers – bietet seine ganzen Kräfte auf, um die bakterielle Invasion abzuwehren. Nicht nur entzündetes Zahnfleisch und schlechter Atem sind die Folge, sondern vor allem Bakterien und bakterielle Gifte, die den gesamten Körper angreifen.2,3
Katzen, Hunde und Frettchen haben nicht die nötigen Verdauungsenzyme, um die in Getreide und anderen Pflanzenteilen befindlichen Nährstoffe zu verarbeiten, ganz gleich, ob sie roh oder gekocht sind. Wenn das Getreide in der Tierfutterfabrik bei hohen Temperaturen gekocht wird, denaturieren die darin befindlichen Stärken, Proteine und Fette in unterschiedlich hohem Maße und entwickeln Giftstoffe.4 Das Fabrikfutter besteht aus lauter Farb- und Konservierungsstoffen, ist voller Befeuchtungsmittel und anderer chemischer Zusätze – und nichts davon besitzt einen Nährwert. Stattdessen sind diese Stoffe sogar in unterschiedlichem Maße toxisch.5Einmal im Darm eines Fleischfressers, werden toxische Substanzen vom Blutkreislauf absorbiert und greifen das Körpersystem an.
Schlecht verdaute, minderwertige Tiernahrung auf Getreidebasis begünstigt die Ausbreitung von toxinerzeugenden, riesigen Bakterienkulturen im unteren Darmbereich. Kommt eine Darmschleimhaut aber permanent in unmittelbaren Kontakt mit Giften, wird sie geschädigt. Gifte dringen dann durch die Magenwand und gelangen in den Blutkreislauf, werden zu anderen Organen transportiert und verursachen auf diese Weise noch größere Probleme.
Ähnlich wie Morgan Spurlock weisen auch Haustiere, die über längere Zeit hinweg minderwertiges Futter bekommen, eine schwächere Gesundheit auf. Hundewelpen leiden beispielsweise häufig an schlechter Haut und Durchfall. Eine Langzeitbelastung durch die in Kategorie 1, 2 und 3 aufgelisteten ernährungsbedingten Toxine führt zu Organerkrankungen. Kranke Organe wiederum erzeugen mehr Toxine, die in den Blutkreislauf gelangen und den Teufelskreis nur noch beschleunigen.7
Tiere leiden meist still; in Worten können sie sich nicht ausdrücken. Wenn sie aber unter einem der in den obigen vier Kategorien aufgezeigten Gifte leiden, sollte allein ihre Körpersprache dem aufmerksamen Besitzer zu verstehen geben, ärztliche Hilfe einzuholen. Ein paar wenige Veterinärmediziner sagen dann: „Stopp! Hören Sie auf, schlechtes Futter zu verfüttern!“ Doch leider ignorieren die meisten Veterinärmediziner die Kategorien 1 bis 3 und diagnostizieren stattdessen nur die in Kategorie 4 aufgezeigten Organerkrankungen. Die Behandlungen beinhalten meist starke Arzneimittel, die ihrerseits das toxische Niveau im Körper erhöhen.8
Jetzt könnten Sie fragen: Und was ist mit Erbkrankheiten, mit Infektionen, Parasitenbefall, mit Knochenbrüchen, traumatischen und altersbedingten Erkrankungen? Ohne Zweifel sind all das Faktoren, die über das Befinden unserer fleischfressenden Haustiere bestimmen. Doch es ist nicht zu leugnen, dass durch schlechte Ernährung geschwächte Tiere anfälliger gegenüber anderen Krankheiten sind, und dass auch ihre Gesundungsphase länger dauert.9
Stopp!
Der beste Rat, den ich Ihnen für das Wohl Ihres Tieres geben kann, lautet: Hören Sie auf, Ihrem Haustier „Fast Food“ zuzumuten. Wenn wir aufhören, Schlechtes zu tun, sind wir schon einen Schritt weiter auf dem Weg zum Guten. In der dadurch gewonnenen Atempause können wir noch einmal unser Handeln überdenken, genauere Untersuchungen anstellen und die Ergebnisse des neu gefundenen Wissens nutzen.Dabei ist dieses Wissen gar nicht so neu. Schon Hippokrates, der berühmte griechische Arzt des fünften Jahrhunderts, sagte: „Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn du deine Patienten durch Nahrung heilen kannst.“ 10
Warum haben wir das antike Wissen aus den Augen verloren? Warum ignorieren wir die Lehre der Natur? Noch bedeutender aber ist: Warum ist es so schwierig, die gegenwärtige Auffassung zu diskutieren – ganz zu schweigen davon, sie womöglich zu widerrufen?
Als Erklärung lassen Sie mich bitte eine Geschichte erzählen, die, würde man die richtige Schlussfolgerung daraus ziehen, der Medizin, der Wissenschaft, der Gesellschaft und der Umwelt dienen könnte und Milliarden von Dollar wert wäre. Schon 1955, als Juliette de Bairacli ihr „Kräuterhandbuch für den Hund“ veröffentlichte, gab es die Befürchtung, Fabrikfutter-Ernährung könne für Hauskatzen und Hunde ungeeignet sein.11 In den späten 1980ern veröffentlichten die australischen Veterinärmediziner einen Kommentar, und in den frühen 1990ern erhoben sie offenen Protest. Dr. Breck Muir äußerte sich häufig über die faulen Dämpfe aus Maul und Gedärm eines mit Dosenfutter ernährten Hundes. In den Australian Vetenery Assocication News schrieb er im Dezember 1991:
„Der allgemeine Zustand der Tiernahrung beunruhigt mich seit Jahren, doch besonders argwöhnisch wurde ich durch die zunehmende Vermarktung von Zahnarztzubehör für Tierarztpraxen.
Eine bestimmte Szene, die ich vor Augen habe, läuft folgendermaßen ab: ‚Das hier ist das allerbeste Futter für Ihren Hund, Frau Jones‘, sagt der Tierarzt und reicht ihr eine Dose handelsüblichen Hundefutters oder Trockenfutter. ‚Allerdings könnte er ein paar Zahnprobleme bekommen. Deshalb habe ich hier für Sie eine Zahnbürste und Zahnpasta zum regelmäßigen Putzen. Wenn er trotzdem Parodontitis bekommen sollte … nun, wir verfügen hier über die allerneueste Technik, qualitativ mit der Ihres eigenen Zahnarztes vergleichbar, und wir können Ihrem Fido ein perfektes schneeweißes Lächeln zurückzaubern (… das er ohnehin gehabt hätte, wenn Sie ihn nicht von Anfang an mit dem handelsüblichem Futter gefüttert hätten …)‘
Quelle